Forschungsdaten

Der Fachinformationsdienst Nahost-, Nordafrika- und Islamstudien sieht es als eine seiner Aufgaben, die Fachcommunity beim Umgang mit Forschungsdaten zu unterstützen. Die folgenden Informationen sollen Ihnen einen Einstieg in das Thema bieten.

Was sind Forschungsdaten?

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Was sind Forschungsdaten?

Der Fachinformationsdienst Nahost-, Nordafrika- und Islamstudien definiert Forschungsdaten folgendermaßen: „Forschungsdaten sind alle Informationen, die im Laufe eines Forschungsprojekts gesammelt, beobachtet, erhoben oder erstellt wurden.“

Um zu beantworten, welche Forschungsdaten in einem Projekt anfallen, können folgende Fragen hilfreich sein: Welche Daten und Materialen helfen, die Forschungsergebnisse transparent und effizient zu verifizieren? Welche Daten wurden erhoben und erstellt, um eine Forschungsfrage zu beantworten? Welche Daten sollen anderen Forschenden zur Nachnutzung zur Verfügung gestellt werden?

Welche Arten von Forschungsdaten fallen in den Nahostwissenschaften an?

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Welche Arten von Forschungsdaten fallen in den Nahostwissenschaften an?

Da im Laufe von Forschungsprojekten natürlich auch in den Nahostwissenschaften Informationen „gesammelt, beobachtet, erhoben und erstellt“ werden, fallen zahlreiche Forschungsdaten an. Diese sind so verschieden wie die Teildisziplinen und deren Fragestellungen. Neben der Heterogenität der Forschungsfragen und -methoden stellt auch der Umstand, dass die Nahostwissenschaften stark in interdisziplinäre Forschungsnetzwerke eingebunden sind, eine besondere Herausforderung dar.

Über eine Bibliographie (auch diese kann zu den Forschungsdaten zählen) hinaus können in nahostwissenschaftlicher Forschung Digitalisate, Interviews, Audiomitschnitte, filmisches Material, Transkripte und Transliterationen, Exzerpte, Geodaten u. ä. zu Forschungsdaten gerechnet werden.

Was ist Forschungsdatenmanagement?

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Was ist Forschungsdatenmanagement?

Um erfolgreich mit Forschungsdaten und -materialien arbeiten zu können, müssen diese in einem geeigneten Format gesichert, abgelegt und geordnet werden. Die Organisation des systematischen Ordnens und Ablegens der anfallenden Forschungsdaten und -materialien wird unter dem Begriff Forschungsdatenmanagement (FDM, engl. research data management, RDM) zusammengefasst.

Warum ist es notwendig, sich mit Forschungsdatenmanagement zu beschäftigen?

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Warum ist es notwendig, sich mit Forschungsdatenmanagement zu beschäftigen?

Forschende, die Projektmittel einwerben wollen, werden zunehmend dazu aufgefordert, sich mit dem Management der zu erwartenden Forschungsdaten auseinanderzusetzen und eventuell einen Datenmanagementplan (DMP) vorzulegen. Der DMP soll z. B. Antworten zu diesen Fragen geben: Mit welchen Daten soll im Forschungsprozess wie gearbeitet werden? Welche Daten sollen langfristig gespeichert werden? Sollen, dürfen die Daten Dritten zugänglich gemacht werden? Doch auch jenseits der Förderstruktur ist es für Forschungsprojekte wichtig sich dem Thema Forschungsdatenmanagement zu stellen. Dies kann helfen, die Projekte effizient und nachhaltig durchzuführen. Vorteile, die ein systematisches Management der Forschungsmaterialen und -daten bietet, sind unter anderem:

  • Ist einmal ein erfolgreiches System erarbeitet worden, kann mit den Daten effizienter gearbeitet werden, besonders in Projekten, bei denen mehrere Forschende kooperieren.
  • Die Materialien und Daten können barrierearm auch in der Beantragung und Durchführung von Nachfolgeprojekten verwendet werden.
  • Die Sichtbarkeit der erhobenen Forschungsmaterialen und -daten kann die geleistete Arbeit sowohl während eines Projekts als auch in Anträgen zu neuen Projekten dokumentieren.
  • Die eindeutige Identifikation von Materialien und Daten (z. B. über eine DOI) macht die Datensätze zitierbar, Plagiate und geistiger Diebstahl werden dadurch erschwert.
  • Bei Ablage auf Repositorien bleiben die Daten auf Dauer zugänglich. Datenverlust aufgrund defekter oder verloren gegangener Speichermedien ist ausgeschlossen.
  • Die Publikation von Forschungsdaten auf Repositorien wird zunehmend als eigenständige, karrierefördernde Publikation betrachtet.

Der große Mehrwert von Forschungsdaten ist die Nachnutzbarkeit. Entsprechend den Forschungsfragen werden sich auch die Methoden und Tools deutlich voneinander unterscheiden. Bei der Planung und Konzeption eines Forschungsprojekts ist es sinnvoll, bereits existierende Daten und Materialien zu berücksichtigen. Forschungsdaten enthalten häufig Material, das noch nicht umfassend erforscht wurde.
Um die Arbeit möglichst einfach und einheitlich zu gestalten, ist es ratsam, sich dem Thema Forschungsdatenmanagement so früh wie möglich zu stellen, idealerweise schon in der Planungsphase eines Projektes.

Was umfasst ein erfolgreiches Forschungsdatenmanagement?

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Was umfasst ein erfolgreiches Forschungsdatenmanagement?

Die Art der Organisation der Daten wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst. Diese Faktoren haben häufig nichts mit dem eigentlichen Forschungsgegenstand zu tun. Vielmehr hängt die Organisation stark von Arbeitsweise und -umgebung ab. Wird ausschließlich im eigenen Büro gearbeitet, oder an verschiedenen Orten bzw. unterwegs, z. B. im Zug? Wird eher am Rechner gearbeitet oder mit Papier? Handelt es sich um Einzelarbeit oder um ein Gemeinschaftsprojekt? All die Bemühungen, das Material zu ordnen, münden gewöhnlich darin, dass das Material nach bestimmten Kriterien kurz beschreiben wird: Zeit der Erstellung, Zeit der Speicherung, Ort der Erstellung, bei der Erhebung beteiligte Personen, thematische und bibliographische Bezüge, Sprache, Sigle usw. In den Informationswissenschaften nennt man diese Kurzbeschreibungen Metadaten. Diese Metadaten sind der Kern des Forschungsdatenmanagements. Die Qualität der Metadaten bestimmt den Erfolg eines Forschungsdatenmanagements.

Forschungsdatenmanagement umfasst vier Säulen:

  • Ordnen der Materialien und Daten.
  • Beschreiben der Materialien und Daten.
  • Sicherung der Materialien und Daten.
  • Materialien und Daten zugänglich und anwendbar halten.

Welchen Mehrwert hat ein Forschungsdatenmanagement?

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Welchen Mehrwert hat ein Forschungsdatenmanagement?

Um transparent zu machen, welche Forschungsmaterialien und -daten schon erhoben wurden, sollte das Forschungsdatenmanagement die sogenannten FAIR-Prinzipen erfüllen. Fair steht als Akronym für Findable, Accessible, Interoperable und Reusable. Konkret umfassen diese Prinzipien Folgendes:

  • F – Die Daten sind durch Metadaten beschrieben und haben einen eindeutigen, einmaligen und dauerhaften Identifier für jeden Datensatz (z. B. Digital Object Idenitifier, DOI), so dass die Daten auffindbar sind.
  • A – Die (Meta)Datenprotokolle sind frei und kostenlos zugänglich (z. B. XML).
  • I – Es wird ein standardisiertes (Meta)Datenvokabular verwendet und auf andere Metadaten verwiesen, so dass die (Meta)Datensätze allgemein anwendbar sind.
  • R – Die (Meta)Daten besitzen eine ausreichende Qualität, um sie sinnvoll nachnutzen zu können.

Open Access in den Forschungsdaten

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Open Access in den Forschungsdaten

Idealerweise sind forschungsrelevante Informationen und Daten im Open Access ohne Zugangsbeschränkungen allgemein verfügbar. Und doch besteht bei manchen Forschungsdaten die Notwendigkeit, den Zugriff auf diese beschränken und kontrollieren zu können. Besonders wenn Persönlichkeitsrechte betroffen sind, ist Open Access unmöglich. Daher ist zu betonen, dass fair kein Synonym für open ist. Die FAIR-Prinzipien sind vor allem eine Anforderung an die Metadaten. Wenn die Forschungsdaten selbst ebenfalls frei zugänglich sind, dann ist dies ein „nice to have“, ein willkommenes Extra. Das Maß der Zugänglichkeit der eigentlichen Daten legen die Forschenden fest, welchen die Daten erhoben haben. Am besten wird dies schon bei der Erhebung von Daten bedacht und gegebenenfalls Einwilligungen der Beteiligten eingeholt.

Für Forschende bedeutet dies, dass Forschungsdaten erfolgreich, systematisch und transparent nach den FAIR-Prinzipien organisiert werden können, ohne auch nur einen einzigen Datensatz frei zugänglich zu machen. Der Datensatz muss lediglich nachgewiesen, identifiziert, beschrieben und sicher abgelegt sein. Die beschreibenden Metadaten müssen jedoch frei zugänglich sein.

FDM im Fachinformationsdienst

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FDM im Fachinformationsdienst

Der Fachinformationsdienst Nahost-, Nordafrika- und Islamstudien hat unter anderem auch den Auftrag zum Forschungsdatenmanagement zu beraten. Seine Hauptaufgabe sehen wir in der Vermittlung zwischen Forschungsprojekten, Forschungsdatenzentren und eventuell Förderern der Projekte . Wir unterstützen die Forschenden darüber hinaus bei der Erstellung eines Forschungsdatenmanagementplans und beraten bei der Suche nach einem geeigneten Repositorium. Im Besonderen unterstützt der FID bei den Schrift- und Sprachspezifika von Meta- und Normdaten, so dass die Daten über verschiedene Suchräume, Discovery-System und Kataloge auffindbar werden.

Da innerhalb der Informationswissenschaft Einigkeit herrscht, dass Forschungsdaten am besten in Fachrepositorien abzulegen sind, sind wir bemüht, gemeinsam mit dem Open Science Team der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, ein Forschungsdaten-Repositorium aufzubauen, welches verschiedene Arten von Zugriff gewährt und auf dem allen Datensätze ein eindeutiger, persistenter Identifier (DOI) zugewiesen wird.

Der FID Nahost in der NFDI

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Der FID Nahost in der NFDI

Der Fachinformationsdienst Nahost-, Nordafrika- und Islamstudien ist mit NFDI4culture und text+ Partner in zwei Konsortien der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) und beteiligt sich an der Querschnittssektion ELSA (Ethical Legal Social Aspects). Der FID trägt zum einen die Bedarfe und Anforderungen der Nahostwissenschaften in die NFDI und vermittelt zum anderen deren Standards und Angebote in die Fachcommunity.

Weitere Informationen

Entscheidungshilfe zur Veröffentlichung von Forschungsdaten
(eine Handreichung von forschungsdaten.info)